Günter Schöllkopf war einer der künstlerisch begabtesten und eigenwilligsten Zeichner und Radierer im südwestdeutschen Raum, bereits mit 17 Jahren hatte ihn Karl Rössing in die Grafikklasse der Stuttgarter Kunstakademie aufgenommen. Mit 22 Jahren vertrat er Baden-Württemberg bei der „Zweiten West-Ost-Schau deutscher Grafik, mit 30 wurde er jüngster Villa-Massimo-Preisträger. Als er mit 44 Jahren starb, hinterließ er der staunenden Nachwelt ein Oeuvre mit 1500 Zeichnungen und Radierungen. Bekannt wurde G. Schöllkopf durch seine Zyklen zur abendländischen Kulturgeschichte, in denen er einen einzigartigen Figurenkosmos entwickelte; der durch alle Zeiten, durch alle Bewusstseins- und Gefühlsebenen führt. Mit den Erzähltechniken der Moderne, die mit Brüchen arbeitet, mit Reduktion und Isolation bis hin zur leeren Fläche, lädt Schöllkopf jede Darstellung, jeden Strich und jede Plattentönung mit allen nur möglichen Bedeutungen auf. Er war ein Meister der Radiernadel, der mit traumwandlerischer Sicherheit die Umrisse seiner Porträts mit dem ganzen Ambiente seiner Figuren erspürte und in die Metallplatte grub. Die Lände präsentiert einen repräsentativen Querschnitt aus Günter Schöllkopfs faszinierendem, ja atemberaubendem Lebenswerk, in dem er uns als fantasievoller Erzähler, spöttischer Gaukler aber auch als empfindsamer Moralist entgegentritt. Näher hin sind es die Zyklen Kreuzweg und Widerstand, Porträts und Doppelporträts, Heinrich Heine, Dramen Komödien und Idyllen sowie die Zyklen Francois Villon und 1001 Nacht.


Vita

1935 In Stuttgart geboren
1945-47 nimmt aus eigenem Antrieb Privatunterricht bei Max Ackermann
1952-57 Staatl. Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart
1953 Teilnahme an der „Mostra Internazionale“ in Mailand
1955 Erste Zeitungs-Illustrationen, es folgen Buchillustrationen zu Werken von Voltaire, Wilde, Dickens und Shakespeare und zu den Werken der Nobelpreisträger Giosué Carducci und Romain Rolland und zu Schriften von Fritz Gordian
1958 Ausstellungen in München, Straßburg und Mailand
1960-78 Illustrationen für die „FAZ“, „Süddeutsche Zeitung“, „Stuttgarter Zeitung“ und für „Christ und Welt“
1962 Ausstellungsreihe in der Türkei und in den USA
1963 Ausstellungen in acht Städten in Indien
1969 Retrospektive in der Galerie der Stadt Stuttgart
1971 Ausstellungen in 11 Städten in Italien
1973 Retrospektive in der Hans-Thoma-Gesellschaft in Reutlingen (Katalog)
1977 Auf Einladung der australischen Regierung (zusammen mit O. H. Hajek)
Aufenthalt in Australien, 14 Radierungen zum Widerstand mit Einführung von Martin Walser
1965-66 Als bis dahin jüngster Preisträger in der „Villa Massimo“, Rom
1979 Stipendium „Cité International des Arts“, Paris
Günter Schöllkopf stirbt in Stuttgart.
Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen:

Günter Schöllkopfs Druckgrafik und seine Tagebücher befinden sich fast vollständig im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Weitere Werke sind u. a. in der Staatsgalerie Stuttgart, im Museum der Stadt Stuttgart, im Haus der Geschichte in Stuttgart, in der Städtischen Galerie Albstadt, bei Propyläen in Berlin und in zahlreichen Privatsammlungen, u. a. in der Sammlung des Theater-Regisseurs Peter Palitzsch und in der Kunstsammlung des Schriftstellers Martin Walser.

Zahlreiche Publikationen und Ausstellungskataloge verweisen auf das Schaffen Günter Schöllkopfs, u. a. das Werkverzeichnis seiner Druckgrafik und Zeichnungen, 1982 von Rudolf Greiner und die Monografie von Hans-Dieter Mück „Günter Schöllkopf – Zeichner und Maler“, 1986.


Günter Schöllkopf