BERTHOLD
MÜLLER-OERLINGHAUSEN
(1893 – 1979)
Bombenangriffe auf Berlin hatten Berthold Müller-Oerlinghausen 1944 gezwungen, Wohnung und Atelier nach Kressbronn zu verlegen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde sein Haus und seine Familie Zufluchtsort für viele Künstler.

Seine Vorstellung vom Sinn und der Aufgabe der Kunst war verbunden mit der vom Lebenssinn und der daraus entstehenden Würde des Menschen, war getragen von der Idee einer umfassenden Humanität. Sein Menschenbild gründete in den Mythen der Antike. So sah er in der Wiedererweckung und Erneuerung des kulturellen Lebens nach der Unmenschlichkeit des Krieges eine bedeutende Aufgabe.

Die Verbindung von Kunst, Sinnorientierung und Menschenbild spiegelte sich in der  ganzen Arbeit von Berthold Müller-Oerlinghausen wieder. So steht ganz natürlich, d.h. auf seine ihm eigene Natur und Menschlichkeit bezogen, die menschliche Gestalt in der Mitte seines Werkes. Ulrich Goertz schreibt 1974 in seiner Monographie über BMO:

„Nicht das Vordergründige, das Formproblem ist das Ziel seines Mühens, sondern es ist der Drang eine unverwechselbare bildnerische Handschrift zu entwickeln, eine Handschrift, die ihm zugehört, die aus seiner reinen Körperlichkeit entsteht.“ BMO suchte eine Formensprache, die aus dem reinen Bilden mit der bloßen Hand heraus entsteht. Dies ermöglichte das Arbeiten mit dem weichen Ton, das Berthold Müller-Oerlinghausen besonders liebte.“

Überblickt man sein Lebenswerk, so widmete er neben den figürlichen Plastiken großen Schaffensraum den Portraits, aus denen uns die Menschenfreundlichkeit des Künstlers entgegenblickt.

Ein Drittel der Arbeitszeit war Aufträgen im öffentlichen Raum vorbehalten. Mit all diesen gestalterisch-kulturellen und allgemein humanen Akten hat Berthold Müller-Oerlinghausen wertvolle Impulse in das gesellschaftliche Leben gegeben.