HILDE BROER
(1904 – 1987)

Als Meisterschülerin von Ludwig Gies an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin bis Mitte der 30er Jahre zur Bildhauerin und Medailleurin ausgebildet, schuf Hilde Broër in über einem halben Jahrhundert ein künstlerisch stringentes wie vielseitiges skulpturales und reliefplastisches Werk mit einer auf tiefer Religiosität basierenden Gestaltungskraft.

In ihrer gestalterischen Vielseitigkeit gelang es ihr, den bislang konventionell strengen Medaillenstil zu erneuern, indem sie ihre Medaillen skulptural aufbrach und durch gezielte Wechselwirkungen zwischen positiver und negativer Form raumillusionierende Wirkungen schuf. Dabei entwickelte sie eine ganz persönliche Bildsprache, die zeichenhaft auf die Ganzheit des Lebens verwies, schöpfte fantasiereich eine Fülle immer neuer, formaler Möglichkeiten aus, schenkte uns Formfindungen auf kleinstem Raum.

So reüssierte Hilde Broër als Medailleurin wie kein anderer deutscher Künstler von 1955-1985 auf den Biennalen der internationalen Medaillengesellschaft FIDEM (Fédération Internationale de la Médaille) in Rom, Amsterdam, Chikago, Madrid, Prag, Krakau, Paris, Stockholm, Helsinki, Budapest und Lissabon.

Hilde Broër, die sich in der regionalen Kunstlandschaft ihren Platz erarbeitete, sprengte mit ihren Werken immer wieder diesen Rahmen, da sie sich auf Randgebiete der Bildhauerei spezialisiert hatte: So formte und schmückte sie über 50 Bronce- und Stahlgeläute mit Schmuck- und Schriftreliefs. Ihr wohl stärkstes ideelles Vermächtnis ist die Gestaltung der Glockenzier für das Geläut der Friedenskirche in Hiroshima 1952.

Zeugnisse ihrer Kunst sind vor allem in Kirchen des früheren Südwürttemberg-Hohenzollern zu finden – für Hilde Broër gab es keine Grenze zwischen freier und angewandter Kunst. Vor allem in den 50-er und 60-er Jahren nimmt die künstlerische Ausstattung von Kirchenräumen einen unübersehbaren Platz ein: Altäre, Kanzeln, Kommunionbänke, Tabernakel, Taufbecken; Portale und Türzieher trugen ihren Namen weit über die Region hinaus.

Es war das Verdienst von Dr. W.Steguweit vom Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, der mit einer wissenschaftlichen Publikation den speziellen bildhauerischen Beitrag Hilde Broërs herausstellte, seine Einordnung in die Kunst des vorigen Jahrhunderts vornahm und so die Wiederentdeckung einer der originellsten Medaillenschöpferinnen des letzten Jahrhunderts ermöglichte.

Mit dem Hilde-Broër-Preis, dem jüngsten deutschen Bildhauerpreis, ausgelobt von der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst sowie der Gemeinde Kressbronn, wird alle zwei Jahre ein/e Meister/in der Medaille für sein/ihr Lebenswerk ausgezeichnet.