Wurzeln, Adern, Verästelungen? Jeder Begriff löst wieder eigene Assoziationen aus. Wurzeln lassen an Pflanzen, an eine unsichtbare Ausdehnung unter der Oberfläche denken, an Halt und Versorgung mit lebensnotwendigen Mitteln. Die Adern, geschützte Kanäle im Innern eines Körpers, durch sie pulsiert das Blut und ein Lebenskreislauf hängt von ihnen ab. Die Verästelungen wiederum finden wir in den großen Bäumen, sie zweigen voneinander ab, auf ihnen wachsen Blätter und Blüten. Alle drei gehören zu lebenden Organismen, benötigen Platz und bieten wiederum Raum und Grundlage für weiteres Wachstum.
Die keramischen Arbeiten von Christof Söller finden mit "ORGANIC SPACE" ihre Entsprechungen. Wir können sie im Sinne eines gewachsenen Organismus deuten, auch wenn sie aus gebranntem keramischem Material bestehen. Wir entdecken bei genauer Betrachtung noch weitere Analogien: Korallen, Wucherungen, knöcherne Elemente. Unsere Fantasie sucht einen Ort, ein Objekt, einen Begriff - und kann doch keine eindeutige Entsprechung in der Natur finden.
Die technische Vielfalt, die Liebe zum Detail und die Perfektion, die für diese fragilen Kunstwerke notwendig ist, lässt uns staunen und darüber rätseln, ob möglicherweise alle Organismen so empfindlich sind und einen so hohen ästhetischen Eindruck hinterlassen.
ORGANIC SPACE entwickelt ein eigenes Leben, eine neue und eigene Realität, die anzieht, zu längerer Wahrnehmung auffordert und dennoch nicht so leicht zu konsumieren ist, im Sinne von "sich mal reinziehen". Jedes Objekt bildet einen eigenen Organismus und doch gehören sie alle sichtbar zusammen. Die Lände freut sich, die Ausstellung im September, am Ende des 8. Kressbronner KunstCampus 2022, zeigen zu können. Auch die Schülerarbeiten, die im Workshop entstehen, werden im Café der Lände präsentiert.