In der Lände können wir Kunst begegnen, die uns vertraut ist. Wir mache n die schöne Erfahrung des Wiedererkennens vertrauter Formen und Darstellungsweisen von Künstlerinnen und Künstlern, die aus kriegszerstörten Städten in diesem idyllischen Landstrich am östlichen Bodensee Zuflucht gefunden und wieder Fuß gefasst hatten. Hier erlebten sie ein künstlerisches Aufatmen, hier organisierten sie sich in der Sezession Oberschwaben Bodensee (SOB), einer bedeutenden Künstlervereinigung zwischen Donau und Bodensee mit Sezessionspräsident Otto Dix.
Die Kunst, die sie schufen, hat eine Ausstrahlung, die unmittelbar und authentisch ist. Sie berührt auf eigenartige Weise. Wir spüren, dass sich diese Künstlergemeinschaft von existenziellen Fragen leiten ließ. Ihre Mitglieder gehörten zur Generation derer, die, an der Schwelle zum 20. Jahrhundert geboren, die Schrecken der Kriege und die Hoffnung auf die Kraft des Humanen mit ihrer Kunst sichtbar machen mussten. In der Aufarbeitung ihrer existenziellen Erlebnisse und deren Übersetzung in sichtbare Zeichen und Formen der Kunst sahen sie ihre Aufgabe.
Die Gemeinde Kressbronn hat das Glück, dass bedeutende Künstlerinnen und Künstler, stellvertretend genannt sei Hilde Broër, große Teile ihres Lebenswerkes im Kontext zur Entwicklung der Moderne hier in Kressbronn am Bodensee geschaffen haben. Wir freuen uns, dass wir aus Beständen der Lände diese so entscheidenden Positionen der Kunst zeigen können. Mit Stolz blicken wir auf diese Werke jener Künstlerinnen und Künstler in und aus unserer Gemeinde, deren Entwicklung und Erfolge wir in den letzten vierzig Jahren bei Ausstellungen in der Lände, in Galerien der Region und darüber hinaus national und international miterleben konnten.
Hilde Broër schenkte uns in ihrer ganz persönlichen Bildsprache Formfindungen auf kleinstem Raum. Bis zu ihrem Tod gelang es ihr, in der kleinformatigen Medaille große Kunst zu schaffen. Es war das Verdienst von Dr. Wolfgang Steguweit vom Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, der mit einer umfassenden Monografie den speziellen bildhauerischen Beitrag Hilde Broërs herausstellte, seine Einordnung in die Kunst des vorigen Jahrhunderts vornahm und so die Wiederentdeckung einer der originellsten deutschen Medaillenschöpferinnen des letzten Jahrhunderts ermöglichte.
Nach der mit großer Resonanz 2004 in der Lände eröffneten Ausstellung "Hilde Broër und die deutsche Kunstmedaille in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts" und der Präsentation des Buches "Hilde Broër - Leben und Werk" war bei den Beteiligten - der Gemeinde Kressbronn und der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst - der Entschluss gereift, den herausragenden Rang Hilde Broërs hinsichtlich der Entwicklung der zeitgenössischen Kunstmedaille partnerschaftlich an einen Preis zu binden, der ihren Namen trägt und ihn seit 2005 zunächst jährlich, seit 2009 alle zwei Jahre an einen Künstler oder eine Künstlerin für das Lebenswerk auf dem Gebiet der Medaillenkunst zu vergeben.
Der Hilde Broër-Preis wurde mittlerweile an elf Preisträger/innen verliehen, in Dresden 2005, 2009 und 2017, in Solingen 2006, in Berlin 2007, in Kressbronn 2008 und 2013, in Gotha 2011, in Speyer/Flonheim 2015 und in Münster 2019.
Der 12. Hilde-Broër-Preisträger ist der Bildhauer und Medailleur Friedrich Brenner aus Anhausen bei Augsburg. Die Preisverleihung findet am 17. Oktober in der Lände in Kressbronn statt.