Welche ein Zufall – und welch ein Glücksfall für unsere Region, dass der weltläufige Künstler und Maler Shmuel Shapiro gerade das Allgäu, den Ort Kisslegg, als Rückzugsort und Heimat in seinem letzten Lebensjahrzehnt entdeckt hatte!
Er, der in den USA als Sohn jüdischer Emigranten geboren wurde, in Boston, New York, Paris, Wien und Basel gelebt hatte, fand gerade hier seinen Raum zur künstlerischen Entfaltung, fand Rückhalt, Freundschaft und Liebe. Und als echter Wirbelwind, als „eigen“sinniger Fantast mit dennoch bodenständiger Ausstrahlung brachte er neue Ideen in die Region, zeigte seine fast abstrakten Bilder, veranstaltete Malkurse, bereicherte das gesellschaftliche Leben und war so streitbar, unkonventionell wie großartig als Mensch und Maler.
Ein echter Glücksfall ist auch, dass Freunde aus der Kisslegger Zeit sein Andenken und seinen Nachlass mit viel Liebe und großem persönlichem Engagement pflegen und seine Bilder für die Ausstellung in der Lände zur Verfügung stellen.
Für die Ausstellung besonders gewichtig sind die in Wien entstandenen Arbeiten der Mappe „Tor des Todes“, in denen sich Shmuel Shapiro mit dem furchtbaren Gesehen des Holocaust auseinandersetzt. Diese großformatigen Lithografien sind zusammen zu erleben, bilden einen eigenen Schwerpunkt der Ausstellung und sind Anlass für Lesungen und andere Veranstaltungen zu diesem Thema während der Ausstellung. Wie wichtig es gerade auch heute ist, sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus zu beschäftigen, macht die aktuelle politische Entwicklung in Europa deutlich.
Shmuel Shapiros in kräftigen Farben gemalten Bilder zeigen manchmal Landschaftliches, manchmal Portraithaftes, oft sind sie auch ungegenständlich. Immer aber lösen sie emotionale Empfindungen aus und zeigen auch damit, welches tiefe Seelenleben und welche eruptiven Kräfte in seinen Bildern stecken, die bis heute den Betrachter entflammen können.